ILLUSTRIERTE GESCHICHTE |
||||
BLÜTEZEIT DES BAROCK
Johann Gottfried Schnabel (1692-vor 1748) |
||||
Johann Gottfried Schnabel schrieb „eines der wichtigsten Werke unserer Literatur“ (Arno Schmidt, 1960). Gemeint ist der von 1731 bis 1743 in Nordhausen erschienene vierbändige Roman „Wunderliche FATA einiger See-Fahrer“, der unter dem Titel „Die Insel Felsenburg“ allgemein bekannt wurde. Er gilt als bedeutendste deutsche Robinsonade und Dokument der Frühaufklärung und wird allgemein als pietistische Sozialutopie interpretiert. Gewürdigt werden aber vor allem die zeitkritischen, exemplarischen bürgerlichen Lebensläufe im Roman. |
begründeten Waisenhauses im damaligen Hallenser Vorort Glaucha. Danach ging er bei einem Balbier, vermutlich in Halle/Saale, in die Lehre. Seine Gesellenzeit leistete er als Feldscher ab, zunächst in der Wolfenbütteler, dann in der kursächsischen Armee. Mit einem Wolfenbütteler Regiment nahm er im Spanischen Erbfolgekrieg an Feldzügen in Brabant (1709-1712) teil, nach eigener Auskunft in unmittelbarer Nähe des Prinzen Eugen von Savoyen (1663-1736). Sein Dienst in einem sächsischen Regiment führte ihn durch polnisches Gebiet bis nach Sandomir und Lemberg. 1719 war er Barbiermeister in Querfurt und zusammen mit zwei weiteren Meistern Begründer der dortigen Barbier-Innung. 1721 heiratete er in der Querfurter Schlosskapelle Johanna Sophia Dietrich, die Tochter eines Ratsherrn, Postverwalters und Gasthofbesitzers in Querfurt. Sein erster Sohn, Johann Friedrich, wurde am 30. August 1721 geboren. 1723 avancierte er sogar zum „Sachsen-Weissenfelß. Hoff-Chirurgus“. |
|||
1724 zog er mit seiner Familie nach Stolberg/Harz und wurde Bürger der Residenzstadt. Das Bürgereidbuch der Stadt verzeichnet ihn als „Hof-Balbier“, obwohl er diese Tätigkeit als Wundarzt nach bisherigem Kenntnisstand weder am Hof noch in der Stadt ausgeübt hat. Am Hof des damals regierenden Grafen Christoph Friedrich zu Stolberg-Stolberg (1672-1738) wird er 1729 zum Kammerdiener und erhält 1731 eine Lizenz als Zeitungsherausgeber. Seine Zeitung, die „Stolbergische Sammlung Neuer und merckwürdiger Welt-Geschichte“, ist vermutlich bis 1744 erschienen. Erhalten geblieben sind nur die Jahrgänge von 1731 bis 1738. Mit seiner Arbeit als Zeitungsredakteur beginnt Schnabel zu dieser Zeit in Stolberg auch seine bemerkenswert produktive Tätigkeit als Schriftsteller. Neben den vier Bänden der „Wunderlichen FATA einiger See-Fahrer“/ „Insel Felsenburg“, die er unter seinem Pseudonym „Gisander“ veröffentlicht, erscheinen einige Gelegenheitsschriften wie etwa sein detaillierter Bericht über den Durchzug Salzburger Emigranten durch Stolberg im Jahr 1732; oder 1736 eine biographische Schrift über den Prinzen Eugen (1663-1736). Vor allem stammt noch |
ein weiteres bedeutendes Werk aus seiner Feder: der 1738 anonym erschienene Roman „Der im Irr-Garten der Liebe herum taumelnde CAVALIER“. Gerd Schubert |
|||