ILLUSTRIERTE GESCHICHTE |
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DER PIETISMUS |
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Die Literaturgattung der Leichenpredigten entstand im frühen Protestantismus. Ihre Blütezeit dauerte bis in das 18. Jahrhundert. Ihre besondere Charakteristik, die Biografie und Verdienste des Verstorbenen zu würdigen, fand im Pietismus breiten Anklang. Denn der Pietismus legte Wert darauf, die Individualität jedes einzelnen Menschen in den Blick zu nehmen, um die persönliche Frömmigkeit zu stärken. Dazu diente auch die biografische Reflexion mit |
dem Ziel einer kritischen Überprüfung der Lebensführung. Leichenpredigten konnten diesen Zweck erfüllen. Daneben kultivierte der Pietismus das Genre der Selbstbiografie und brachte eine eigene Tagebuchkultur hervor. Eines der wichtigsten Zentren dieser Erweckungsbewegung wird das nahegelegene Halle mit August Hermann Francke (1663-1727) Dr. Thomas Müller-Bahlke |
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Leichenpredigten sind gedruckte Gelegenheitsschriften, die als Trostschrift für Hinterbliebene dienten. Sie sind vor allem im protestantischen Deutschland rund zweihundert Jahre lang (1550-1750) unter dem gehobenen Bürgertum und dem Adel verbreitet und daher oftmals prächtig ausgestattet. Sie enthalten neben Trauerpredigten aber auch Lebensläufe, Grabreden, die Niederschrift der Trauermusik, Porträts oder Illustrationen der Aufbahrung des Verstorbenen oder der Bestattungskirche. Sie dienten auch der Selbstdarstellung eines Geschlechtes. Sophie Eleonore selbst aber wurde 1745 nach der Gewohnheit der « Stillen » Beerdigung beigesetzt, Zeichen der neuen Tradition der Gedächtnispflege. |
Die Sammlung diente keinem akademischen Zweck, sondern der eigenen Erbauung. Sophie Eleonore war wie ihre Familie von der in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts aufgekommenen protestantischen Reformbewegung des Pietismus geprägt, die eine persönliche, gefühlsbetonte Frömmigkeit vertritt und sich gegen die aufklärerische, verwissenschaftlichte Theologie der Zeit wendete. Eines der wichtigsten Zentren des Pietismus wurde in dieser Zeit das nahegelegene Halle mit August Hermann Francke (1663-1727). Dr. Jill Bepler |
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