ILLUSTRIERTE GESCHICHTE |
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LITERARISCHES 18. JAHRHUNDERT
Friedrich Leopold Graf zu Stolberg-Stolberg (1750 – 1819) Lyriker, Schriftsteller, Übersetzer antiker Dramen, Jurist, Staatsmann, Diplomat, Reformer, Konvertit
Wohne immer in meinem Herzen und in den Herzen meiner Freunde allesbelebende Liebe! |
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Als Poet und einflussreicher Publizist steht Stolberg in Verbindung mit seinen bedeutendsten Zeitgenossen. Klopstock ist prägender väterlicher Freund für den Heranwachsenden. Nach dem Studium der Rechte reisen Friedrich Leopold und Bruder Christian 1775 mit Goethe in „Werther“-Tracht zu Lavater in die Schweiz. Goethes „Gustchen“ ist ihre Schwester. Er bekommt 4 Kinder mit Agnes von Witzleben und 14 Kinder (3 sterben früh) mit Gräfin Sophie von Redern.
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Am 7. Januar 1750 wird Friedrich Leopold in Bramstedt im damals dänischen Holstein geboren. Mit fünf Schwestern und den Brüdern Christian (1748) und Magnus wächst er in einer reichsgräflichen Familie pietistischer Prägung in und um Kopenhagen auf. Der Vater Christian Günther ist Oberhofmeister der dänischen Königswitwe, stirbt jedoch schon 1765. Seine Mutter Christiane, geb. Gräfin Castell-Remlingen, ist eng mit Klopstock befreundet. Der bewunderte Dichter des „Messias“ wird zum prägenden väterlichen Freund der Brüder. Als Jugendlicher hat Friedrich Leopold Kontakt zum Kreis deutscher Aufklärer in Kopenhagen. Der Besuch der Herrnhuter Brüdergemeine wird der Beginn seiner Suche nach einer religiösen Heimat. In Halle, einer pietistischen Universität, nehmen die Brüder 1770 als Vorbereitung auf den Staatsdienst das Jurastudium auf, wechseln 1772 nach Göttingen. Im September 1772 gründen dichtende Studenten einen „Bund ewiger Freundschaft“, den „Göttinger Hain“. Die Themen von Freundschaft, brüderlicher Liebe, Freiheit, Vaterlandsliebe, Naturverbundenheit, Frömmigkeit und Tugend gehen eine gefühlsbetonte Verbindung ein. Wir befinden uns in der Zeit der Aufklärung, in einer Literaturepoche, die "Sturm und Drang" oder Geniezeit benannt wurde. 1774 erscheinen im „Göttinger Musenalmanach“ erste Gedichte, etliche werden zu Liedern, auch von Franz Schubert vertont. |
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Liedtext
Mitten im Schimmer der spiegelnden Wellen Gleitet, wie Schwäne, der wankende Kahn: Ach, auf der Freude sanftschimmernden Wellen Gleitet die Seele dahin wie der Kahn; Denn von dem Himmel herab auf die Wellen Tanzet das Abendrot rund um den Kahn.
Über den Wipfeln des westlichen Haines Winket uns freundlich der rötliche Schein; Unter den Zweigen des östlichen Haines Säuselt der Kalmus im rötlichen Schein; Freude des Himmels und Ruhe des Haines Atmet die Seel im errötenden Schein.
Ach, es entschwindet mit tauigem Flügel Mir auf den wiegenden Wellen die Zeit; Morgen entschwinde mit schimmerndem Flügel Wieder wie gestern und heute die Zeit, Bis ich auf höherem strahlendem Flügel Selber entschwinde der wechselnden Zeit.
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Nie zuvor wurden und wohl nie wieder werden so viele Briefe geschrieben wie in dieser Zeit von der einen zur nächsten Jahrhundertmitte, in der die Stolbergs zur Feder griffen. Auch durch sie als bekannt fleißige Schreiber und Empfänger von "Nachrichten" ist Briefkultur zum Begriff geworden. |
1791 nimmt er das Amt des Kammerpräsidenten in Eutin an, lässt sich aber zunächst wieder von seinem Dienstherrn, dem Fürstbischof von Oldenburg, bis 1793 beurlauben, um eine anderthalbjährige Reise nach Italien und Sizilien zu unternehmen. Zu Beginn der Reise lernt er in Münster Fürstin Amalia Gallitzin und ihren Kreis kennen, mit dem ihn bald eine enger werdende Freundschaft verbindet. Innere Vorbehalte gegenüber den gesellschaftlichen Verhältnissen der Zeit bedrängen ihn und leiten eine vertiefte religiöse Suche ein.
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Friedrich Leopold verlässt den Dienst des protestantischen Fürstbischofs von Oldenburg und über- siedelt zunächst nach Münster, wo er sich an der dortigen Schulreform beteiligt. Im Oktober 1812 mietet er Schloss Tatenhausen bei Bielefeld, 1816 zieht die Familie nach Sondermühlen bei Osnabrück. Das Vermögen seiner Frau ermöglicht schriftstellerische Arbeiten und die Erziehung der Söhne. Bei Friedrich Perthes erscheinen seine Lyrik und Prosaarbeiten sowie seine Übersetzungen griechischer Texte. Die spätesten Arbeiten tragen deutlich religiöse Züge. Eine 15-bändige Religionsgeschichte (1806-1815) ist sein umfänglichstes Werk. Nach dem Wiener Kongress steht Friedrich Leopold im Mittelpunkt eines religionsübergreifenden Netzwerks zur politischen Neuordnung Deutschlands. Im Kreis der Familie stirbt er am 5. Dezember 1819. Die „Gesammelten Werke“ der Brüder erscheinen 1820 in 20 Bänden.
Prof. Erich Trunz schickte Jürgen Behrens als Doktorand zum Ururenkel des Friedrich Leopold nach Hasselburg/ |
und die Anstellung Behrens‘ am Freien Deutschen Hochstift in Frankfurt/Goethehaus als Kustos entstand in Wiesbaden über 30 Jahre die „Stolberg-Sammlung“, die 2006 den besten Ort gefunden hat: die Eutiner Landesbibliothek.
2010 wurde sie präsentiert in einer Ausstellung mit Katalog unter dem Titel Standesherr wider den Zeitgeist. 2016 hat Dirk Hempel das umfänglichste Briefverzeichnis erstellt, das hier einsehbar ist.
Christiane Gräfin zu Stolberg-Stolberg |
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